Idle No More
Bereits von Anfang an, seit Europäer ihren Fuss auf den Boden des nordamerikanischen Kontinents gesetzt haben, wurden immer wieder Verträge zwischen den Indianern und den Menschen europäischer Herkunft geschlossen und leider auch sehr häufig wieder gebrochen. Zu den heute noch in Kanada offiziell gültigen Verträgen gehört, dass bei Änderungen der Gesetzgebung bezüglich z.B. des Landes und der Ressourcen, die Indianer im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses mitangehört werden müssen. Unter Premierminister Stephen Harper jedoch soll(t)en offensichtlich Gesetzt durchgedrückt werden, die zum einen die Rechte der Indianer stark beschneiden und zum anderen bei deren Entwicklung die Indianer eben nicht entsprechend angehört wurden.
Idle No More begann nun damit, dass sich vier Frauen (Nina Wilson, Sheelah McLean, Sylvia McAdam und Jessica Gordon) trafen und die gemeinsame Vision hatten, alle Menschen zu vereinen, um Wege zu finden, das Land, seine Ressourcen und dadurch auch die Menschen zu schützen. Die Frauen diskutierten die möglichen Auswirkungen, die die derzeitige Gesetzgebung haben würde, würden die Menschen nicht endlich etwas tun, und beschlossen, dass sie etwas dagegen tun MUSSTEN, dass diese koloniale, einseitige und paternalistische Gesetzgebung noch in der derzeitigen Legislaturperiode durch Kanadas parlamentarisches System durchgedrückt würde. Dazu nahmen sie sich zunächst einen Teil des Gesetzentwurfes, den sogenannten Bill C-45, vor, welcher sich vor allem auf das Land bezog, welches für die Indianer vorgesehen war.
Die Frauen hielten eine Kundgebung ab, um die Öffentlichkeit zu informieren, dass dieser Gesetzentwurf darauf abzielt, dem Minister für Indianische Angelegenheiten auch ohne gemeinsamen Beschluss die Macht zu geben, Ländereien abzutreten, die eigentlich für die Indianer vorgesehen waren. Somit würde letztlich der Weg frei für die Öl-, Atom- und Gas-Industrie, das Land aus Profitgier auszubeuten. Bei dieser Kundgebung, deren Veranstaltung unter dem Titel “Idle No More” getwittert wurde, informierten die Frauen die Öffentlichkeit ausserdem noch über andere Gesetzentwürfe, die sowohl Verträge betrafen - und ignorierten -, die mit der Krone (also Grossbritannien) geschlossen worden waren, als auch sehr negative Auswirkungen auf das Wasser, das Land und die Menschen haben würden.
Die Kundgebung fand offensichtlich Anklang und so entstanden überall im Land immer mehr ähnliche Kundgebungen in den unterschiedlichsten Gemeinschaften. Und sie alle hatten das Ziel, sich zu erheben und gegen undemokratische und international illegale Praktiken der Regierung auszusprechen.
Attawapiskat Chief Theresa Spence hatte schon seit Monaten versucht, mit Premierminister Harper zu sprechen, dieser lehnte jedoch ab, woraufhin Theresa Spence nun am 11. Dezember 2012 in Hungerstreik trat und lieber für ihre Leute sterben wollte, als sich weiterhin von Premierminister Harper ignorieren zu lassen. (Das Gespräch wurde nun für den 11. Januar 2013 anberaumt, mal gucken, ob es tatsächlich auch stattfindet und was dann dabei rauskommt. Zumindest will Theresa Spence ihren Hungerstreik nicht beenden, bevor das Gespräch nicht tatsächlich stattfindet. Schließlich will sie bei diesem Gespräch nun nicht nur Premierminister Harper persönlich anwesend haben, auch der General-Gouverneur David Johnston soll als Vertreter der Krone ebenfalls anwesend sein, ansonsten will Theresa Spence nicht teilnehmen)
Aber nicht nur in Kanada gab es solche Veranstaltungen, denn die Beschneidung der Rechte von Indianern gibt es auch heutzutage nicht nur in Kanada, auch in USA gibt es weiterhin viele Misstände. Und so schwappte die Idle-No-More-Welle nicht nur über die Grenze nach USA, es entstand eine bisher nie dagewesene Solidarität zwischen den unterschiedlichsten Gemeinschaften sowohl unter Indianern als auch unter den die Indianer weltweit unterstützenden Nicht-Indianern.
Und noch etwas schaffte Idle No More:
Idle No More erreicht die Jugend
Es waren die jungen Menschen, die über soziale Medien zu Aktionen aufriefen. Auf den Informationsveranstaltungen in Städten wie Winnipeg, Windsor und Edmonton war es die Jugend, die die Organisation erledigten, und es war ebenfalls die Jugend, die die meisten Teilnehmer stellte. Durch Facebook und Twitter tauchte Idle No More in den Neuigkeiten auf bei Leuten, die sich sonst normalerweise über Snookie und die Kardashians unterhalten. Und so hat "Idle No More" etwas geschafft, was alle Kanadier (und nicht nur die) wollen: junge Menschen beschäftigen sich mit Politik.
Es geht darum, die Kultur zu bewahren und dem Leben einen Sinn zu geben
Vieles rund um Idle No More geht um die Bewahrung indigener Kultur. Dazu gehört sowohl das Wiederaufleben spiritueller Praktiken als auch die Aufrechterhaltung der wenigen Ländereien in indianischer Selbstverwaltung, die noch geblieben sind. Kultur ist nämlich deshalb so wichtig, weil sie einen Weg aufzeigt, mit den wohl wichtigsten Fragen im Leben umzugehen: "Wer bin ich?", "Was mache ich hier?" und "Was passiert, wenn ich mal tot bin?". Die Bewahrung dieser Kultur hilft also auch den Menschen, einen Sinn in ihrem Leben zu finden und damit eine Perspektive zu haben, nicht an sonstigen evtl. widrigen Lebensumständen zu verzweifeln
Es geht um Rechte
Worum es so gut wie jedem geht, der das Banner von Idle No More mitträgt, ist ernstgemeinte Absprachen zwischen der staatlichen Regierung und den Indianern. Abschnitt 35 der kanadischen Verfassung besagt, dass angeborene und vertragliche Rechte anerkannt und bestätigt werden und das heisst, die entsprechenden Parteien müssen miteinander reden. Wenn es keine ernstgemeinten Absprachen gibt, dann ergeben sich daraus Probleme. Mögen die Indianer auch nur ein kleines Rädchen in der grossen Maschinerie sein, werden derzeit zunächst “nur” ihre Rechte nicht beachtet, sind demnächst vielleicht auch andere Rechte dran.
Es geht um die Umwelt
Idle No More begann zum Teil aus Frust darüber, dass Bill C-45 die Anzahl staatlich geschützter Wasserwege reduzierte. Aber auch andere Umweltaspekte sind wichtige Punkte bei den Idle No More Protesten. Dr. Pam Palmater, eine der führenden Stimmen der Idle No More Bewegung, argumentiert, dass das indigene Umweltbewusstsein von besonderer Bedeutung ist, da die Krone die Pflicht hat, die Ureinwohner zu konsultieren, bevor Projekte, die die natürlichen Ressourcen betreffen, in Kraft treten. Sie sagt: "Die Menschen der First Nations sind Kanadas letzte und beste Hoffnung, das Land, das Wasser, den Himmel und die Pflanzen und Tiere auch für ihre zukünftigen Generationen zu schützen."
Und es geht um Demokratie
Demokratie gedeiht, wenn gut informierte Menschen sich engagieren und Gehör verschaffen. Idle No More startete mit vier jungen Anwältinnen, die versuchten, die Menschen in ihren Gemeinschaften über einen Punkt zu informieren, der ihnen sehr am Herzen lag. Jetzt sind viele Menschen beteiligt und somit gibt es auch viele Stimmen, die gehört werden, ohne dass es einen “Anführer” gibt, der den Weg vorgibt. Bei Demokratie geht es darum eine grosse Bandbreite an Stimmen zu hören und einen gemeinsamen Weg zu finden. Und es geht NICHT darum, irgendwelche Debatten zu beenden oder zu versuchen Dinge durch die Hintertür durchzudrücken.
mehr Infos dazu auch hier
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