Woher kommt eigentlich der Name Indianer?
Klar, das geht auf Christoph Columbus und seine Schiffsreise Richtung Westen im Jahre 1492 zurück. Aber hat er wirklich geglaubt, in Indien gelandet zu sein? Hat er somit wirklich die dort lebenden Menschen aus Versehen so bezeichnet, dass wir sie heute Indianer nennen? Oder war er sich vielmehr sehr wohl bewusst, dass das erreichte Land nicht Indien sondern irgend etwas anderes war?. Hat er dann mit der Bezeichnung „gente in dios“, aus der sich später das Wort Indianer entwickelt hat, bewusst bisher unentdeckte Menschen benannt und dabei seine Empfindungen gegenüber diesen Menschen einfließen lassen?
Zur Zeit ist diese Frage durchaus umstritten. Als Columbus Geldgeber für seine Reise suchte, gab er an, dass er in einer bestimmten Entfernung in westlicher Richtung Land zu finden erwarte. In seinem Logbuch zu der Reise von 1492 ist erwähnt, dass er sich mit den Kapitänen der insgesamt drei zusammen reisenden Schiffe unter Zuhilfenahme einer Karte beraten hat, nachdem sie einige Vögel gesichtet hatten. Sie wechselten den Kurs und fanden nach 8 Tagen Land. Und das hatte etwa die bereits vor der Reise vermutete Entfernung zur Iberischen Halbinsel. Deshalb gehen einige Historiker davon aus, dass Columbus davon überzeugt war, genau den angestrebten Weg nach Indien gefunden zu haben. Allerdings ist heute ebenfalls umstritten, was eine Columbus vorliegende Karte wohl enthalten haben mag. Es gab zu dieser Zeit Karten die Indien zeigten, dort wurde allerdings eher die Bezeichnung Hindustan verwendet und die Bewohner nannte man Hindus. Warum sollte Columbus dann einen anderen Namen verwenden?
In Spanien gab es zu dieser Zeit hauptsächlich katholische Monarchen. Wenn diese Columbus Auftraggeber für die Reise waren, warum gab es dann keinen katholischen Priester auf auch nur einem der drei Schiffe? Da die katholischen Monarchen bestrebt waren, alle Einwohner Spaniens zum Katholizismus zu „bekehren“, gab es grosse Unruhen, die im Endeffekt zur Inquisition und der Flucht vieler Nicht-Katholiken führte. Columbus selbst hat sich nie über seine Religionszugehörigkeit geäussert oder zumindest ist dies nicht bekannt. Manche Historiker glauben allerdings, dass er eben zu den Nicht-Katholiken gehörte und damit auf der Suche nach Land war, wo man fernab der Inquisition und dem mit ihr einhergehenden Terror leben konnte. In dem Zusammenhang ist es dann auch nicht verwunderlich, dass Columbus sehr beeindruckt von der Güte, dem Anmut, der Freundlichkeit und der Großzügigkeit der Bewohner des neu entdeckten Landes war und er mit „gente in dios“ (Menschen in Gott) genau diesen Eigenschaften Ausdruck verleihen wollte und sie nicht wirklich für Inder hielt.
Was auch immer Columbus wirklich gemeint haben mag, wird wohl eher ungeklärt bleiben. Für heutige Indianer macht es allerdings einen grossen Unterschied, ob ihr Name ein Versehen oder der Ausdruck von Respekt und Hochachtung ist.
Woher kommen die Indianer?
In den meisten Büchern findet man die Aussage, dass der amerikanische Kontinent zunächst unbewohnt war und dann Menschen über die Beringstrasse kommend diesen Kontinent nach und nach besiedelt haben. Die mündlich überlieferten Geschichten einiger Indianerstämme sagen allerdings etwas anderes. So gehen z.B. die Apachen davon aus, dass sie in der Region des heutigen New Mexicos erschaffen wurden und von dort aus nach Norden gezogen sind (siehe dazu auch
hier). Heutzutage ist das allerdings beliebig schwierig nachzuweisen. Kann man von einigen vor mehreren Jahrhunderten lebenden Indianerstämmen noch alte Ruinen, nachweislich ehemals bewohnte Höhlen oder Überreste von Gebrauchsgegenständen wie z.B. Töpferware o.ä. finden, so lebten die Apachen immer nach dem Motto, möglichst keine Spuren in der Umwelt zu hinterlassen. Deshalb lebten sie immer nur in relativ kleinen Gruppen und waren stets bemüht, das natürliche Gleichgewicht der Tier- und Pflanzenwelt unverändert zu erhalten. Somit sind dann allerdings auch keine archäologisch aussagekräftigen Funde anzutreffen, die die jahrhundertelange Existenz der Apachen in diesem Gebiet belegen könnten.
Manch einer mag da denken „na und, was würde das denn ändern?“ Für die Apachen würde sich dadurch eine Menge ändern. Dann könnten sie nämlich Landrecht in Anspruch und Einfluss auf die weitere Entwicklung des Landes nehmen. Da dies aber für die Regierung politische und vor allem finanzielle Konsequenzen mit sich führen würde, werden den Indianern Nachforschungen in diese Richtung nicht gerade erleichtert.
Sind Indianer gefährliche Wilde?
Nein, sind sie natürlich nicht oder zumindest nicht mehr als andere Menschen, egal welcher Nation auch immer sie angehören mögen. Ja, es hat Auseinandersetzungen gegeben und da ist man auch nicht gerade zimperlich mit der Gegenseite umgegangen. Aber ehrlich, waren die „Nicht-Indianer“ da wirklich anders? Was würden wir denn tun, wenn jemand einfach sein Zelt bei uns im Garten aufbaut? Zunächst würden wir ihn mehr oder weniger höflich auffordern zu gehen, sollte er sich allerdings weigern, würden wir auch alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, den Eindringling wieder los zu werden. Wenn Indianer aber jemanden von ihrem Land vertreiben wollen, fehlt dafür das Verständnis. Bloß weil sie keinen Zaun um das Land gemacht haben, ist es aber trotzdem nicht automatisch frei verfügbar. Und sonderlichen Spaß hatten Indianer an solch kriegerischen Auseinandersetzungen wohl auch kaum. Schließlich wollen auch sie nur - wie jeder andere auch - in Frieden so leben und ihre Kinder großziehen, wie sie es für richtig halten. Und das ist gerade bei Indianern geprägt von Harmonie und Einklang mit ihrer Umwelt. Deshalb sind auch so viele der traditionellen Zeremonien darauf ausgerichtet, sowohl das innere Gleichgewicht als auch das Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt herzustellen bzw. zu erhalten. Und mit zu den höchsten Werten gehören Hilfsbereitschaft und Respekt gegenüber allen Kreaturen.
Sicherlich, auch vor der Ankunft europäischer Einwanderer hat es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Stämmen gegeben und nicht selten gingen auch diese Auseinandersetzungen um Land- und damit verbunden auch Jagdrechte. Aber solche Auseinandersetzungen hatten nie das Ziel, die Gegenseite völlig auszurotten. Selbstverständlich hat es dabei auch immer wieder Tote gegeben, das waren dann jedoch einzelne Menschen und nicht ganze Völker.