Cherokee

Cherokee


Sich selbst nannten sich Ani-un-wiya (die ersten Menschen) oder Tsa-la-gi. Das Wort Cherokee entwickelte sich aus dem Choctaw-Wort Chiluk-ki, welches „Höhlenbewohner“ bedeutet. Ihre ursprüngliche Heimat waren die Appalachen

Die Landschaft dort war geprägt von sanften Hügeln über die sich riesigen Waldgebiete erstreckten. Diese Wälder waren durchzogen von vielen größeren und kleineren Flüssen und Seen und boten ein überaus reichhaltiges Nahrungsangebot. Deshalb brauchten die Cherokee auch nicht immer ihrer Nahrung hinterher zu ziehen sondern sie lebten sesshaft in mehr oder weniger großen Ansiedlungen in der Nähe der Flüsse und Seen.

Ihre Behausungen bestanden normalerweise aus einem lehmbedeckten, konischen Flechtwerk junger Baumtriebe. Beeinflusst durch die Lebensweise der europäischen Einwanderer wurden aus den ursprünglich meist konischen Bauwerken für die Familien Gebäude, die durchaus mit europäischen Häusern verglichen werden können. Das Leben spielte sich jedoch hauptsächlich ausserhalb der Gebäude ab und im Sommer zog man es vor, sich bei Bedarf gar nicht in die lehmgedeckten Behausungen sondern eher in seitlich offene Unterstände zurückzuziehen. (Wer sich einen Eindruck von diesem Leben verschaffen möchte, dem kann ich einen Besuch hier nur wärmstens ans Herz legen. Das ist zwar “nur” ein nachgebautes Dorf der Cherokee, jedoch vermittelt es sehr eindrucksvoll, wie sich das traditionelle Leben der Cherokee abgespielt hat.)


Jede Ansiedlung hatte einen zentralen, meist quadratischen Platz für politische Besprechungen und Zeremonien und zusätzlich zu den Behausungen der einzelnen Familien ein großes Haus für Ratsversammlungen. Während die Gebäude der einzelnen Familien mit der Zeit durchaus denen der europaischen Einwanderer ähnelten, behielten die Gebäude für die Ratsversammlungen weiterhin den meist eher kreisförmigen manchmal auch sternförmigen Grundriss, wobei die Sternform mit ihren sieben Spitzen die sieben Clans der Cherokee symbolisiert.


In solch einem Versammlungshaus wurden die Belange jeder einzelnen Ansiedlung nicht nur von einem einzigen Häuptling sondern von jeweils drei Friedens- und auch drei Kriegshäuptlingen bestimmt, die in regelmäßigen Abständen (meistens alle 1 - 2 Jahre) neu gewählt wurden. Wichtige Entscheidungen wurden auch nicht nur unter den jeweils drei zuständigen Häuptlingen besprochen, vielmehr fanden die diesbezüglichen Beratungen meist im Kreis der ganzen Dorfgemeinschaft statt, wobei grundsätzlich jeder seine Wünsche und Vorstellungen vorbringen durfte. Somit war immer ein Höchstmaß an Demokratie gewährleistet. (Dieser Sinn für Demokratie spiegelt sich auch häufig in den traditionellen Geschichten wieder, in denen sogar die Tiere immer wieder große Beratungsrunden abhalten).


Die Hauptnahrungsmittel der Cherokee waren Mais, Bohnen, Kürbisse und Wild, aber auch andere Pflanzen, Beeren und Kartoffeln wurden ebenso gerne genommen wie Fischsuppe, Maisfladen und Popcorn. Die Cherokee legten auch immer wieder eine Art Garten an, wo sie die verschiedensten Pflanzen sowohl zur Nahrung als auch zu medizinischen Zwecken kultivierten.


Die Lebensart der Cherokee war der der europäischen Einwanderer nicht gerade unähnlich, wodurch sie (zusammen mit den Choctaw, Chickasaw, Creek und Seminolen) auch als einer der „Fünf Zivilisierten Stämme“ bezeichnet wurde. Zusätzlich übernahmen die Cherokee durchaus freiwillig einige der europäischen Lebenweisen, behielten aber trotzdem weiterhin ihre eigene Sprache und verschiedene Traditionen.


Ein Mann namens Sequoia entwickelte sogar eine Art Cherokee-Alphabet, so dass etwa um 1820 ungefähr die Hälfte aller Cherokee ihre eigene Sprache lesen und schreiben konnten. Sie hatten Zeitungen, Banken, Schulen und Farmen und hatten dort oftmals, ebenso wie ihre Nachbarn europäischer Herkunft, Sklaven afrikanischer Herkunft

Sah ein Cherokee um 1700 noch etwa so aus wie auf dem linken Bild, so waren sie später abgesehen von einer turbanartigen Kopfbedeckung der Männer, die manchmal mit einer oder mehreren großen Federn verziert war, äußerlich kaum von ihren nicht-indianischen Nachbarn zu unterscheiden. Diese Art Turban haben die Cherokee mehr oder weniger von Muslimen übernommen. Eine Delegation der Cherokee war mal eingeladen worden, die englische Königsfamilie zu besuchen. Da Cherokee sehr häufig sowohl am Körper als auch am Kopf tätowiert waren, wurde befürchtet, dass sie in ihrer traditionellen Kleidung zu furchteinflößend wirken könnten. Also wurde beschlossen, den Oberkörper mit einer damals in England üblichen Smokingjacke und den Kopf mit einer Kurzversion des für die muslimischen Bediensteten der Königsfamilie üblichen Turban zu bedecken. Diese Art, sich zu kleiden, wurde dann auch von Cherokee übernommen, die eigentlich nicht zu der o.g. Delegation gehört hatten, und bald schon breitete sich diese Mode in allen “Fünf Zivilisierten Stämmen” aus, so dass man heutzutage auch dies als traditionelle Kleidung der Cherokee ansieht.


Wenn Cherokee heutzutage traditionelle Kleidung tragen, sieht man anstatt der Smokingjacke auch oft gestreifte Hemden (siehe rechtes Bild). Dies dient aber nur dazu, neben der farbenfroheren Kleidung der Frauen nicht so trist auszusehen. Die Farbzusammenstellungen und Streifenmuster haben im Normalfall eigentlich keine besondere Bedeutung.


Aber egal wie friedlich und “zivilisiert” die Cherokee auch waren und wie intensiv auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen ihnen und den Einwanderern europäischer Herkunft waren - wenn heutzutage irgendwelche Prominente sagen, dass in ihren Adern auch indianisches Blut fließt, ist meist irgendwo in der Ahnenreihe ein Cherokee zu finden -, als im Jahre 1827 Gold im Land der Cherokee entdeckt wurde, begann eines der wohl dunkelsten Kapitel amerikanischer Geschichte. Obwohl bisher immer friedlich neben und mit den europäischen Einwanderern lebend, wurden auch die Cherokee von ihrem Land vertrieben und im sogenannten „Trail of Tears“ in das heutige Oklahoma verfrachtet

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